Freitag, 2. März 2018

Upcycling mal anders oder aus zwei mach eins

The marriage of two dresses
Im November 2015 waren wir eingeladen zu einer herrlichen Veranstaltung in einem wirklich grandiosen Gebäude in bester Gesellschaft. In das Jahr 1775 sollte gereist werden und da ich schon länger nicht mehr in diesem Jahrzent unterwegs war hatte ich ein kleines Problem. Meine Lieblings-Francaise hätte stilistisch zwar auch als Abendgarderobe getaugt, aber frau will ja auch mal wieder was neues und da ich schon seit langem keine Polonaise mehr getragen hatte wollte ich gerne wieder eine haben. Die beiden „Polonaisen“ (ja ich weiß sie sind es nicht im eigentlichen Sinne) die bei mir im Schrank hängen passten mir beide nicht mehr und da ich nicht ausreichend Zeit hatte um eine neue zu nähen und auch nicht so viel in Stoffe investieren wollte entschied ich mich für ein upcycling-Projekt.



In November 2015 we were invited to a great event in a grandious building and in the best company. It was a timetravel to 1775 and as I hadn‘t reenacted this period since longer, I had a slight problem. My favourite francaise would have fitted in the style, but I wanted something new. I hadn‘t worn a polonaise since long and liked to have one again. The two „polonaises“ (yes, I know they aren‘t polonaises in the true sense of the word) didn‘t fit me anymore and as I hadn‘t got enough time to sew new a entire new one and didn‘t wanted to invest a lot of money I decided to make it an upcycling-project.

Als Basis nahm ich eines meiner frühsten Werke, das schon schon 12 Jahre auf dem Buckel hatte, die fliederfarbene Polonaise, die mir leider nicht mehr passte. Von dem Stoff gab es absolut keine Reste mehr, also überlegte ich, wie eine Schneiderin im 18. Jahrhundert das Problem gelöst hätte. Natürlich mit Anstückeln! Sie sollte also in der vorderen Mitte zusätzliche Streifen bekommen, die dann mit Rüschen kaschiert werden.

As a base I used one of my earliest works that was already 12 years old than, the lavender Polonaise, that did not fit me anymore. I had absolutely no single scrap of that fabric left and so I thought about how an 18th century dressmaker would have solved the problem. With piecing of course! So it would get addtitional strips in the center front that would be hidden under ruches. 

Als zweites Element wollte ich ein etwas ungeliebtes Kleid verarbeiten, eine Robe der frühen 1790er die ich auf die Schnelle genäht hatte und die ich nicht richtig anpassen konnte, zum einen weil sich mein Körper noch konstant veränderte (ja, die kleine Dame auf meinem Arm ist meine Tochter), ich keinen festen Schnürleib tragen wollte, da ich meine Tochter stillte und eben sie mir auch nicht viel Zeit zum Nähen ließ. Wie gesagt, es war mit der heißen Nadel genäht und das Ergebnis gefiel mir nicht sonderlich. Mit dem Oberteil ließ sich nicht mehr viel Anfangen, ich trennte es einfach ab und verpasste dem Rockteil ein Bündchen. Da ich von diesem Stoff noch Reste auf Lager hatte konnte ich hieraus die Rüschen am Oberteil machen und damit auch eine optische Verbindung von beidem schaffen.

The second element I used was a unloved dress. I had made that early 1790s robe in a hurry and had no chance to really fit it. One reason was that my body was in constant change (yes the little Lady on my arm is my daughter), the other was that I didn't want to wear full stays, because of breastfeeding my dauther and she was it who would also let me have not much time for sewing. As I said it was made in a rush and the result didn't please me very much. The bodice wasn't of any use, so I unpicked it from the skirt and made this in to a petticoat by attaching a waistband. I had scraps of this fabric left and so I could use them for the ruches on the robe, which also created an optical connection to them.








That's me back in 2003!
The unloved robe, worn by a tired but happy mom



Mittwoch, 20. Januar 2016

Knöpfe! Buttons!

Ich melde mich mal wieder ganz kurz aus der Versenkung, da ich hier unbedingt auf den Shop einer Freundin hinweisen möchte die Reproduktionem von ganz außergewöhnlichen Knöpfen des 18.Jahrhunderts anbietet. Motivknöpfe wie diese waren der letzte Schrei in den 1770ern bis 90ern:

This is only a quick lifesign from me, I just wanted to share the shop of a very talleted friend, who makes reproductions of extraordinary 18th century buttons. Painted buttons like these were the dernier cri in the 1770s to 90s:

Flying Colours



Mittwoch, 29. Juli 2015

The does and donts of Rococo styling

Ich werde oft gefragt „Du sieht soooo historisch aus, wie machst du das nur?“ Nun, auszusehen als wäre man geradewegs aus einem Gemälde gestolpert geht ein bisschen darüber hinaus „nur“ die richtigen Schnittmuster und Stoffe zu verwenden. Man kann ein historisch ordentliches Kleid nähen und das Gesamtbild trotzdem durch das falsche Styling verderben. Aber das kann man umgehen, wenn man sich an ein paar einfache Regeln hällt.
DISCLAIMER: Wenn du einfach Spaß am Verkleiden hast, Cosplayer, Larper oder ähnliches bist, dann steht es dir natürlich völlig frei wie du deinen Look ausgestaltest, dieser Post richtet sich primär an alle die gerne einen historisch korrekten Gesamteindruck vermitteln wollen.

People often tell me „you look so period, how do you manage that?“ Well looking really as you had stepped out of a painting goes a bit beyond using the right patterns and fabrics. You can make a pretty historical accurate dress and then spoil the whole effect with the wrong styling. And you could avoid this just by following some very simple rules.
DISCLAIMER: If you just like dress-up, are a cosplayer, larper etc. you are of course completely free how to style your costume, this post is thought for those who are aiming a historical correct look.

Ich habe hierzu mal eines meiner Kleidchen angezogen und so ziemlich alles „falsch“ gemacht was man üblicherweise falsch machen kann.
Dass die Perücke im ersten Bild indiskutabel ist, das dürfte auch dem ungeschulten Auge auffallen.

Therefore I have put on one of my dresses and made virtually every „mistake“ you can usually make.
That the wig I‘m wearing on the first pic is ehm.... you should even see if you are not an expert.
 

Nehmen wir sie also ab und frisieren das Eigenhaar....
Wo liegen hier nun die Fehler? Eine kleine Auflistung:
-Seitenscheitel
-Haube unmotiviert irgendwo im Nacken
-Modernes buntes Make-up
-Moderner Strassschmuck
-Kurze Spitzenhandschuhe
-Keine Strümpfe
-Irgendwelche Schuhe
-Keine Chemise

So, let‘s put it aside and make a hairdo....
Where are the mistakes? A little list:
-sideparting
-cap worn unmotivated somewhere at the back head
-modern colourful make-up
-modern rhinestone jewlery
-short lace gloves
-no stockings
-any shoes
-no chemise





Und hier nun noch das Gegenbeispiel:

-die Haare sind passend frisiert (zugegeben, das erfordert etwas Übung)
-die Haube sitzt wesentlich weiter oben
-das Gesicht ist blass geschminkt die Lippen und Wangen rosig
-als Schmuck wird ein Rüschenband getragen -  noch schöner wäre ein breites oder schmales SCHWARZES Seidenband mit oder ohne Anhänger
-ellbogenlange fingerlose Handschuhe (ja, die sollten eigentlich auch einen Tick länger sein) Handschuhe mit fingern gehen natürlich auch, aber bitte aus Leder oder Stoff, keinesfalls aus Polyesterspitze
- was man nicht sieht, ich trage natürlich Seiden- oder Baumwollstrümpfe und passendes Schuhwerk (z.B. zu Beziehen hier: für den kleineren Geldbeutel empfehle ich reenactors oder etwas teuerer hier in den USA bei American Duchess handgemacht hier in England bei Sarah Juniper oder in Tschechien bei Miroslav Umlauf
-ausserdem ist das Decoltée verdeckt, bzw. eingerahmt durch ein Fichu, gefunden im Trödelladen, wer nicht das Glück hat ein passendes zu finden kann sich mit Baumwollbatist oder Gaze behelfen
-ein kleines Sträusschen aus Seidenblumen ( gefunden hier: Gildebrief ) ist ein charmanter Farbtupfer 

And here is the counterexample:

-the hair is styled in a period manner (well, this needs a bit of training)
-the cap is on top of the head
-the face is painted in a pale colour, lips and cheeks rosy
-around the neck a ruffle - it would be even better to wear a black ribbon, broad or narrow, with or without pendant
-ellbowlength mittens (well they should be a bit longer ;) ) gloves are correct too, but please made of fabric or leather not of polylace
-what you can‘t see here, I wear stockings made of cotton or silk and matching shoes (you can get them here: pretty cheap if you life in Europe at reenactors or a bit more expensive in the US American Duchess handmade in Britain by  Sarah Juniper or handmade in the Czech Republic by Miroslav Umlauf
-also the neckline is covered with a fichu, I found it at a thriftstore, if you aren‘t so lucky you can use cotton batist or gaze instead
-a little bouquet of silkflowers is a charming contrast (found here:  Gildebrief)

 
 

Ich hoffe ich konnte hier die ein oder andere Inspiration geben!
I hope I could give the one ore other inspiration!

Donnerstag, 23. April 2015

Ein Ballkleid für 1800

Letztes Wochenende durfte ich einem wunderbaren Ball beiwohnen (sollte es bald öffentlich zugänglic Fotos geben so werde ich sie nachreichen). Das Datum war 1800 und für mich hieß das, dass ich ein neues Kleid brauchte.
Zum Glück fand ich einen Modekupfer der mich der Mühe überhob ein komplett neues Ensemble zu fertigen. Ein Überkleid und Turban genügten in diesem Fall um ein vorhandenes Kleid aufzupeppen.
Bei der Kopfbedeckung ließ ich mir etwas Freiheit, da ich den Federstutz irgendwie ziemlich albern fand ;)

Quelle: http://www.photo.rmn.fr/C.aspx?VP3=SearchResult&IID=2C6NU0B25ACW
 
Last weekend I had the chance to join a wonderful ball (if there will be any public pics I will post them) It was set in 1800 and that meant I needed a new gown.
Fortunatelly I found a fashion plate that made it unneccessary to sew an entire ensemble. An overgown and turban were suficcient to dress up an old gown.
With the headdress I took some freedom, just because I thought this feather thingy too silly ;)

Und heute gibt‘s mal was historische bei RUMS

Montag, 12. Januar 2015

Mehr Details

Wie versprochen zeige ich nun noch mehr Details des Fracks aus dem Hamburgmuseum. Die Taschen sind recht interessant, denn unter den Taschenklappen verbirgt sich - nichts. Die eigentlichen Taschen sind in die Seitenfalten eingearbeitet. Die Naht unter der Taschenklappe dient keiner schnitttechnischen Notwendigkeit, sie entstand wohl weil das Kleidungsstück mindestens einmal umgearbeitet wurde.

According to my promise I show some more pictures of details of the frock coat from the Hamburgmuseum. The pockets are quite interesting, underneeth the flaps you can see - nothing. The pockets themselves are worked into the side pleats. The seam under the pocketflaps has no real funktion, it might be due to at least one big makeover that happened to the garment.


 Ein Blick auf das Innenleben darf natürlich nicht fehlen. Man sieht gut, dass für die Partien die unsichtbar bleiben ein viel gröberer Stoff gewählt wurde.

And a glimpse of the inside. You can clearly see that the parts that would be hidden are made from a much coarser material.






Donnerstag, 8. Januar 2015

...he wore a blue coat...

Ein klitzekleiner Verweis auf Jane Austen, denn als ich diesen blauen Frack im Hamburgmuseum (vielen Dank an Frau Hildebrandt, die es möglich machte!) untersuchen durfte, musste ich unwillkürlich an Mr. Bingley denken. Die Urversion des Romans wurde ja bereits 1797 vollendet und in genau diese Zeit gehört dieses elegante Kleidungsstück wohl.

A little hint to Jane Austen... because when I was allowed to examine this blue frock in the Hamburgmuseum (a big thank you to Mrs. Hildebrandt who made it possible!), I had to think of Mr. Bingley. The first version of the novel was finished in 1797 and this elegant garment fits exactly into this period.



Das erste Detail, dass ich hier zeigen möchte sind die schlichten und  trotzdem edlen Knöpfe, die mit sehr viel Aufwand gefertigt wurden. Nicht einfach gegossenes Metall, sondern eine Art Folie mit der eine Basis bezogen wurde. Aus was diese Basis gefertigt wurde, konnte ich leider nicht wirklich ausmachen, ich gehe aber von Holz aus.

The first detail that I want to show, are the plain but elegant buttons that were made with a lot of effort. Not just cast metall, but a kind of foil that was put on a base. I couldn't really make out the material of the base, but I think it is wood.



Dienstag, 9. Dezember 2014

Druckfrisch (nicht ganz)

Dieses Projekt wollte ich schon lange hier vorstellen, wollte aber erst auf Fotos "am lebenden Objekt" warten, die bis jetzt aber noch nicht vorhanden sind.

Im späten 18.Jh. tauchen auf Modekupfern und Gemälden für die Tagesmode immer wieder bedruckte Cravaten/Halstücher für den modischen Herren auf. Solch ein Tuch wollte ich schon lange reproduzieren hatte aber nicht den rechten Elan und wie's der Zufall wollte kam ich im Frühling dieses Jahres auf der "Nadelwelt"-Messe in Karlsruhe am Stand von http://www.blauweisschen.de/ vorbei. Dort wurden exakt die Druckmodel feilgeboten die ich brauchte und ausserdem erhielt man auch eine kompetente und freundliche Einweisung. Ich war so begeistert dass ich mich kaum Entscheiden konnte welche Motive ich erwerben sollte.
Ich schließlich wurde es eine Ranke, eine kleine Blüte und ein Zweiglein. Dazu kaufte ich gleich noch die Druckfarbe in klassischem blau.
Das Drucken mit den Holzmodeln braucht etwas Übung und mit dem Tuch aus Batist hatte ich mir wohl auch nicht gerade den dankbarsten Stoff herausgesucht, aber ich finde für einen ersten Versuch kann es sich sehen lassen.
Auf der Puppe habe ich es als Fichu drappiert, damit man das Muster besser sehen kann, eigentlich ist es aber dazu gedacht als Halstuch von einem Herren getragen zu werden.






Since long I wanted to show this project, but I wanted to wait until I got pictures of it while it is worn, they aren't existing yet, but now I'm writing about it anyway.

In the late 18th century you can find printed kerchifs/cravats for gentlemen for daywear on various fashionprints and paintings. I wanted to recreate such a cravate since long but I never got the right elan for it until I bumped into the stall of http://www.blauweisschen.de/ at the "Nadelwelt" craftfair in Karlsruhe this spring. There they sold exactly the stamps I needed and you got a very professional and friendly introduction into this technique. I was so enthiusiastic, I could hardly decide what printing blocks to buy. 
In the end I choose a twine, a little blossom and a twigg. I also bought the classical blue colour.
Printing with wooden blocks needs a bit of experience and with the batist fabric I didn't had the easiest fabric to handle, but I think for a first trial it's ok.
On the dressstand I draped it like a fichu, so that the pattern can be seen better, but it is intendet to be worn as a cravate by a gentleman.

Upcycling mal anders oder aus zwei mach eins

The marriage of two dresses Im November 2015 waren wir eingeladen zu einer herrlichen Veranstaltung in einem wirklich grandiosen Gebäude...